Arbeit

In der angestrebten Art des Zusammenlebens dient die "Arbeit" nicht mehr der Sicherung des Lebensunterhalts, denn dieser ist gesichert. Sie dient eher dem Erfüllen einer Aufgabe, dem Arbeiten an sich selbst. Die Aufgabe und das Ziel sind selbst gewählt. Es wird davon ausgegangen, dass diese Aufgabe nach den eigenen Wünschen gewählt wird. Selbstverständlich kann einem eine solche Aufgabe auch von der Gemeinschaft aufgetragen werden, wenn man Ratlos vor der Vielfalt der Möglichkeiten steht. Und auf keinen Fall ist man an eine solche Aufgabe bis ans Lebensende gebunden (siehe "Arbeitszeit").

Die Idee ist allerdings, dass sich jeder selbstständig eine Aufgabe sucht. Diese Aufgabe soll er nach bestem Wissen, nach seinen Kräften und Fähigkeiten so gut er kann erfüllen. Das bedeutet nicht, dass er bis zum Umfallen arbeiten muss. Es genügt, wenn jeder Mensch das tut, was er nach seinen individuellen Möglichkeiten eben leisten kann.

Wie ist das im Moment?

Dazu noch kurz ein Vergleich mit der aktuell herrschenden Gesellschaftsform: Jeder Mensch wird heute an einer gesellschaftlich durchschnittlichen Leistung gemessen, nicht an seinen individuellen Fähigkeiten. Die individuelle Leistung soll heute nach Möglichkeit permanent gesteigert werden, gemäß dem Wachstumsprinzip des Kapitalismus. Das ist nicht zu weit hergeholt, wie jetzt einige Kritiker vermuten werden. (Geld)Prämien sind zum Beispiel ein Mittel von mehreren, das in einigen Bereichen bzw. Betrieben durchaus gerne in Anspruch genommen wird, um einen Anreiz für mehr Leistung für die Mitarbeiter zu schaffen. Bis auf die Ebene des einzelnen Arbeiters herunter gibt es im Kapitalismus kein "Genug". Wenn ein Arbeiter oder auch ein Schüler, eine gleichbleibende durchschnittliche Leistung erbracht hat, so ist das zufriedenstellend. Als gut wird es allerdings bewertet, wenn er nach einer gewissen Zeit diese durchschnittliche Leistung regelmäßig noch steigern kann. Dass das Grenzen hat, dass ein Mensch nicht unbegrenzt Leistungsfähig ist, sollte eigentlich jedem vernunftbegabten Wesen klar sein. Nicht umsonst steigen in jüngster Zeit die Anzahl der Menschen mit psychischen Krankheiten, mit depressionen, weil sie die geforderten Leistungensansprüche der Arbeitgeber nicht mehr erfüllen können.
Geld und Handel ignorieren jedoch diese Grenzen und fordern immer mehr. Der Kapitalismus fordert dieses Mehr permanent, penetrant und rücksichtslos. Aus dieser Forderung einerseits und der Unmöglichkeit diese zu erfüllen, entstehen genau die "Krankheiten", welche heute so weit verbreitet sind: Bournout, Depression, ähnliches. In der angestrebten Gesellschaft fällt dieser Druck weg.

Kann ein Arbeiter heute die Leistung nicht mehr erbringen, ist er irgendwann für das Unternehmen nicht mehr tragbar und wird entlassen. Es wird nicht oder selten nach der Ursache geforscht. Ebensowenig wenn ein Arbeitender oft im Krankenstand ist oder sonst nicht die geforderte Leistung bringt. Nur selten wird gefragt, ob private Probleme belasten, ob vielleicht trotz gesundheitlicher Einschränkungen versucht wird, weiter zu arbeiten, aus Angst sich nicht mehr versorgen zu können. Die Verantwortung dafür wird an den Arbeitsmarkt abgegeben (er kann sich ja was anderes suchen, wenn's ihm nicht passt), und von dort wieder auf den Arbeitenden selbst geschoben. So lange Lohnarbeit existiert, existiert auch diese Situation.

Und wie ist das dort?

In der geld- und handelsfreien Gesellschaft sucht sich der Mensch eine Aufgabe. Das kann eine wiederkehrende Routine-Aufgabe sein oder eine, die nur gelegentliches Eingreifen erfordert. Wahrscheinlich ist auch, dass Menschen zeitweise das Eine tun und zu anderen Zeiten sich komplizierteren Aufgaben widmen. Menschen sind nicht alle Tage gleich, nicht mal alle Stunden.

Die Aufgabe(n), die sich ein Mensch sucht, sollte(n) seinen Neigungen und Fähigkeiten entsprechen. Jedem muss bewusst sein, dass die Lebensqualität der Gemeinschaft und somit jedes Einzelnen, auch die jeweils eigene, direkt davon abhängt, wie gut und sorgfältig jeder seine Arbeit tut. Wenn jemand seine Arbeit unmotiviert tut, demotiviert das auch andere, genauso wie umgekehrt. Und es schlägt sich in der Qualität seiner Arbeit wie den Ergebnissen nieder. Das wiederum vermindert den Lebensstandard, die Lebensqualität der Gemeinschaft insgesamt wie auch jedes Einzelnen. Vielleicht nicht unbedingt drastisch, aber immer ein bisschen.

Die meisten Menschen suchen in einer Arbeit (als Tätigkeit, nicht als Broterwerb) nicht nur Selbstbestätigung. Manchmal weniger, doch meistens mehr suchen Menschen auch die Anerkennung anderer. Damit ergibt sich oft automatisch, dass die gewählte Aufgabe auch dem Wohl der Gemeinschaft dient. An Kindern ist das sehr schön zu beobachten: ab und zu suchen sie Publikum. Meist sind die Eltern die ersten Zuschauer. Bei weiterm Interesse kommen noch andere Verwandte hinzu, meist wenn die Reflexion auf das Verhalten entsprechend positiv war. Dient das Verhalten allerdings mehr oder (zunehmend) ausschließlich dem Erlangen von Anerkennung, der Gier danach, und weniger der Sache, wird sich das irgendwann erledigen, weil es zu keiner qualitativen Steigerung mehr kommt. Die positive Reflexion nimmt ab.

Kleine Beispiele

Ein Clown, ein Spaßmacher, dem mehr daran gelegen ist, bejubelt zu werden, als die Menschen zum Lachen zu bringen, wird sich anders verhalten, als einer, bei dem die Schwerpunkte anders liegen. Der "Erfolg" des Ersteren wird irgendwann nachlassen. Der des Letzteren wird sich halten. Man sieht, dass sehr viel an der inneren Einstellung zu seiner Arbeit, zu seiner Aufgabe liegt.

Die Motivation, eine Tätigkeit zu durchzuführen, wird darin liegen, eine Aufgabe zu erledigen. Ein Mechaniker, der seine Arbeit unmotiviert tut wird fehler machen, was den Benutzer der Maschinen ebenfalls ärgert, wenn die Maschine bald wieder ausfällt. Zudem entstehen Produkte schlechter Qualität, was den Nutzern wiederum missfällt. In Summe sinkt die Lebensqualität und der Lebensstandard von vielen oder gar von allen.
Doch das ist nur dann der Fall, wenn es emotionale Probleme gibt, entweder im Umfeld das Arbeiters oder in ihm selbst bzw. wenn die Arbeit eben nur Erwerbsarbeit ist, die dem Lebensunterhalt dient und keine emotionale Bindung dazu besteht.
Probleme bei der Arbeit können gesundheitliche Gründe haben, eine Änderung der Interessen oder vielleicht auch Probleme mit den Arbeitskollegen. Sollte ein Wechsel der Arbeitsstelle oder gar der Tätigkeit selbst eine Lösung darstellen, so ist das in einer handelsfreien Gesellschaft kein Problem. Die Lebensfähigkeit, der Lebensunterhalt ist gesichert, erforderliches Wissen steht frei zur Verfügung. Im neuen Bereich wird sich ein Mensch wieder mit Elan und Interesse seiner ausgesuchten Tätigkeit widmen.

Aufgabenlisten

Viele Arbeiten fallen an, um das gemeinschaftliche Leben aufrecht zu erhalten. Notwendige, erforderliche bzw. anfallende und zu erledigende Arbeiten könnten zum Beispiel in öffentlichen Listen geführt werden, für die man sich eintragen kann. (So wurden die notwendigen Aufgaben verteilt während der Audimax-Besetzung 2014 in Wien. Kann also fuktionieren). Häufig sind für bestimmte Arbeiten ein bestimmtes Wissen und bestimmte Fähigkeiten erforderlich. Hier könnte man mit Wissens- und Erfahrungsleveln arbeiten, die in theoretischen Prüfungen und praktischer Tätigkeit in entsprechenden oder angrenzenden Bereichen erworben werden können. Räte und Arbeitsgruppen erarbeiten diese Prüfungen und legen fest, welche Tätigkeiten wie viele Erfahrungspunkte bringen. Hört sich an wie ein Spiel? Könnte sein. Aber das sind nur meine Gedankengänge.

Bedürfnis nach Tätigkeit

Warum ist es so sicher, dass sich jeder eine Aufgabe suchen wird? Relativ einfach: weil der Mensch sich ohne Aufgabe nutzlos vorkommt. Dieses Gefühl der Nutzlosigkeit ist bei Langzeigarbeitslosen oft wesentlich schwerwiegender als die finanziellen Einschränkungen. Selbst also, wenn sich jemand eine längere Auszeit nimmt, kommt irgendwann das Bedürfnis, irgend etwas Sinnvolles, etwas Produktives, etwas Konstruktives zu tun. Von ganz allein wird dieser sich dann eine Aufgabe suchen.
Sinnvoll wäre es allerdings, wenn jemand, der sich eine Aufgabe gewählt hat, sich mit gleichgesinnten koordiniert. Dadurch kann seine Arbeit noch produktiver, noch sinnvoller, noch effektiver werden.

Wie in den oben erwähnten Beispielen gezeigt, werden die Tätigkeiten solche sein, zu denen man ohnehin bereits neigt. Daher wird die Arbeit weniger als Zwang oder notwendiges Übel empfunden. Schon gar nicht als Notwendigkeit zum Selbsterhalt, zur Sicherstellung der Versorgung, denn diese Sicherheit ist ja bereits vorhanden. Daher verschwimmen in dieser Art von Arbeit Selbstverwirklichung und notwendige Tätigkeit, Arbeitszeit und Freizeit. Der Begriff 'Arbeit' wird also ein anderer. Ein Tänzer, der sich als solcher berufen fühlt, tanzt aus Leidenschaft und weniger aus einer Erforderlichkeit oder einem Pflichtgefühl heraus. In der heutigen Gesellschaft muss er tanzen, um sich damit ernähren zu können. In einer handelsfreien Gesellschaft, soll er tanzen, seiner Leidenschaft freien Lauf lassen und andere durch seine Begeisterung mitreißen. Andere finden bei seinem Tanz Zerstreuung, er findet darin Verwirklichung. So hilft er anderen durch seine Leidenschaft. Schwer vorstellbar, dass der Tänzer das als Arbeit empfindet. Heutige Tänzer oftmals durchaus.

Diese Aufhebung der Trennung von Arbeit und Selbstverwirklichung wird sich aber auch in anderen Bereichen realisieren. In den Produktionen genauso wie in den Dienstleistungen.