Arbeitsteilung

Wieder so ein Begriff, der häufig recht unreflektiert verwendet wird. Arbeitsteilung bedeutet für die einen, dass eine Gruppe von Arbeitern nur schöne und kreative Arbeiten machen, während alle anderen maschinenartig stumpfsinnigen und eintönigen Arbeiten nachgehen.
Andere sehen die Arbeitsteilung global, wieder andere betrachten die Führungsebenen und die Arbeiterschaft. Und während die Meinungsvertreter miteinander über Arbeitsteilung streiten, kann es durchaus vorkommen, dass sie aneinander vorbeireden.

Was ist aber nun richtig und was ist falsch?

Nichts ist falsch und alles ist richtig. Wie häufig kommt es wieder mal auf den Kontext, den Blickwinkel an.

Auf  Wikipedia ist das recht ausführlich definiert und erklärt. Dennoch möchte ich doch noch einmal kurz darauf eingehen:

Als Carl Benz noch Autos baute, schraubte eine Gruppe von Meistern und Gesellen gleichzeitig an einem Werksstück, das nach und nach zum Auto wurde. So konnte mit erheblichem Aufwand pro Jahr eine begrenzte Zahl von Produkten, also Fahrzeugen, die Werkstatt verlassen. Das machte dieses Fortbewegungsmittel teuer und exklusiv. Der Markt wurde durch diese Produktionsmethode auf wenige Wohlhabende begrenzt.

Ein Mann namens Henry Ford änderte das. Bei ihm wurde das Fahrzeug auf einem Förderband zusammengeschraubt und durchlief dabei mehrere Stationen. Bei jeder Station wurden von einem Arbeiter nur wenige Handgriffe an dem “Werksstück” durchgeführt und immer die gleichen. Das führte dazu, dass ein Arbeiter an einem Arbeitsplatz sich auf diesen einen “Handgriff” spezialisierte.

Schon nach kurzer Zeit beherrschte der Arbeiter diese Tätigkeit so gut, dass sie besser und schneller ausgeführt wurde. Andererseits führte und führt das zu einer einseitigen Belastung des Körpers und des Geistes sowie zu einer Entfremdung von der Arbeit.

Die Handgriffe sind so gestaltet, dass kein Facharbeiter mehr zur Durchführung notwendig ist, nur noch für die Aufsicht und bei der Planung. Jeder Arbeiter weiß nur das, was er für seinen Arbeitsplatz wissen muss (Taylorismus). Somit sind die Arbeiter austauschbar, jeder kann eingelernt werden. So wurden nicht nur z. B. 5 Autos pro Monat zusammengebaut, wie früher in der Werkstatt, sondern z. B. 5 Autos alle 5, 6 oder 7 Minuten. Das ließ die Kosten enorm sinken. Gleichzeitig erhöhte Ford die Löhne für seine Arbeiter und machte sie im selben Moment auch zu (potenziellen) Kunden.

Das hatte den Vorteil, dass Ford damit bereits die Kosten drückte. Zusätzlich machten die umherfahrenden Mitarbeiter Werbung für ihn. Weil das Auto zunächst immer noch als Luxus-Gut galt, erweckte er natürlich Neid. Weil dieses Fahrzeug aber wegen der neuen Produktionsweise viel günstiger war, war es auch für weniger reiche leistbar. Damit erweiterte er den potenziellen Kundenkreis um ein Vielfaches (siehe “Das große Spiel”).

Arbeitsteilung findet aber nicht nur in Fabrikhallen statt. Wer schon mal ein Haus gebaut hat, wird wissen, dass ein Mensch ein normales modernes Haus nicht alleine bauen kann. Diese Arbeit teilen sich viele Facharbeiter: Maurer, Dachdecker, Zimmerleute, Elektriker, Gipser, Installateure, Fliesenleger, … Auch hier findet also Arbeitsteilung statt.

Und bereits in der klassischen Kleinfamilie wird, vor allem gemäß der Werbung, die Arbeit geteilt. Die weiche, zarte Frau geht immer noch vornehmlich der Hausarbeit und Kindererziehung nach, während der Mann das Geld verdient und mit den großen Spielzeugen spielt (Auto, Computer, etc.) Aber auch wenn man die klassische, medieninduzierte Rollenverteilung weg lässt, ergibt sich in den meisen Haushalten mit mehreren Personen (meist unter den Erwachsenen) nach und nach eine Arbeitsteilung.

Arbeitsteilung anders

Bleiben wir kurz beim Beispiel Ford: Die meisten Arbeiten wurden so aufgeteilt, dass auch einfache, ungelernte Menschen angelernt werden konnten und die Arbeiten durchführen. Vorarbeiter beaufsichtigen nun einzelne Gruppen von Arbeitern. Darüber stehen Meister bzw. Abteilungsleiter, danach eventuell weitere Verwaltungsebenen bis zum Eigentümer bzw. Geschäftsfüherer oder den Geschäftsführern, der oder welche eine Eigentümergruppe repräsentieren. Es geht hier also um die Ebenen des Managements.

Was kritisieren die Menschen dann an der Arbeitsteilung?

Ob man nun ein Haus baut oder ein Vogelhäuschen, nirgendwo werden Routinearbeiten vermieden werden können. Einige Menschen glauben nun, dass in Betrieben diese Arbeiten an bestimmte Menschen abgedrückt werden, um sie zu unterdrücken. So ausgedrückt ist das allerdings Blödsinn. Auch bei hochwissenschaftlichen oder hochkreativen Arbeiten können eintönige, stupide Tätigkeiten vorkommen, die auch von den dort arbeitenden, hochqualifizierten und bestimmt verhältnismäßig gut verdienenden Menschen durchgeführt werden.

Grundsätzlich wird, im Falle eines Falles, abgewogen, ob es besser bzw. günstiger ist, für eine Routinearbeit einige Arbeiter einzustellen, dafür eine Maschine zu entwickeln, zu mieten oder gar anzuschaffen, oder sie schlicht von den Facharbeitern ausführen zu lassen. Für manche Arbeiten ist es aber auch – zumindest zur Zeit – nicht möglich, eine Maschine einzusetzen. Auch wenn eine Arbeit noch so stupide ist, braucht es manchmal menschliche Intelligenz, um sie durchzuführen.

Je höher Arbeitslosenquote ist, desto leichter ist es, einige billige Arbeitskräfte zu finden, welche diese Arbeit tun. Einige Kritiker von Arbeitsteilung kritisieren eigentlich Fordismus und streben das Ziel an, dass niemand mehr stupide, eintönige Arbeiten machen muss. Aus dem gleichen Grund stellen sie sich gegen Spezialisierung, welche aber auch ihre Vorteile hat.

Ganz andere Kritiker der Arbeitsteilung kritisieren die Aufteilung der Führungsebenen. Eben dass es die Arbeiter einen Vorgesetzten haben, dieser wieder einen und so weiter bis zum Chef. Sie kritisieren die Aufteilung der Betriebe in Top, Middle, Low level Management und die Arbeiterschaft, also die hierarchischen Strukturen eines Betriebes und der Gesellschaft.
Kritik an der Kritik: größere Projekte brauchen, nicht unbedingt einen Vorgesetzten, aber einen Koordinator, der den Überblick behält und die Arbeitsschritte so organisiert, dass nachher alles passt, alles zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle ist. Den Einsatz eines solchen Koordinators kann man allerdings anders, ja sogar basisdemokratisch lösen.

Wer also die Aufhebung der Arbeitsteilung fordert, sollte sich überlegen, was er da genau fordert. Arbeitsteilung kann vieles heißen und ihre Abschaffung ist einfach nicht überall möglich und auch nicht überall gewollt.