Aktiv werden

Was geschieht, wenn der Tag X gekommen ist - wobei bezweifelt werden darf, dass das Ende des Kapitalismus genauso wenig schlagartig kommt wie plötzlich und unerwartet. Grundsätzlich sehe ich nun zwei Möglichkeiten: entweder man wartet ab was sich ergibt oder man wird aktiv. Claus Peter Ortlieb in "Ein Widerspruch von Stoff und Form" beschreibt es etwas ausführlicher:

Der absehbare Niedergang einer Gesellschaftsform – ob nun als langsames Siechtum oder großer Knall –, deren uber den Warenfetisch an sie gebundene Mitglieder gar nicht wissen, was ihnen geschieht, den wertförmigen Reichtum für natürlich halten und daher auch nach seinem Ende bestenfalls als Warensubjekte ohne Waren dahinvegetieren könnten, wäre bloß eine weitere, letzte Niederlage. Und umgekehrt: Nur eine durch bewusstes menschliches Handeln herbeigeführte Uberwindung des Kapitalismus, also des wertförmigen Reichtums – und der von ihm konstituierten Subjektform – bietet uberhaupt die Chance auf so etwas wie eine befreite postkapitalistische Gesellschaft. Sie müsste allerdings kommen, bevor der Wachstumszwang der Kapitalverwertung in Verbindung mit der Produktion des relativen Mehrwerts nur noch verbrannte Erde hinterlassen haben wird. Viel Zeit bleibt nicht.

Das heißt, nur abzuwarten was geschieht, kann im Chaos enden, im "Jeder gegen Jeden". Also dort, wo keiner von uns hin will. Weil viele Menschen nichts mehr anderes kennen als die Mechanismen des auf Geld und Handel aufbauenden Marktes, des Kapitalismus, werden sie verzweifelt versuchen sich an diese zu klammern, diese wieder aufzubauen, was aber nicht geht. Jeder Versuch ist zum Scheitern verurteilt, weil die Entwicklung bekannt ist und immer versucht wird, die nächste Entwicklungsstufe zum eigenen Vorteil anzuwenden. Wie der Spieler, der ein Computerspiel schon in- und auswendig kennt. Er wird es in kürzester Zeit zum höchsten Level schaffen.

Zudem gibt es die inneren und äußeren Grenzen des Kapitalismus.
Die Inneren sind die Widersprüche innerhalb des Systems, innerhalb der ganzen Struktur(en) von Geld, Handel und Kapital.
Die Äußeren sind die begrenzten, also endlichen natürlichen Ressourcen, die der Handel und damit auch der Kapitalismus braucht, um Dinge zum Verkauf zu produzieren. Wenn endliche Rohstoffe, wie Öl, Uran, Kohle und andere Dinge aufgebraucht sind, sind sie eben weg. Aus!

Dennoch werden Menschen versuchen, andere Dinge, andere Rohstoffe verkaufen zu wollen, einfach um an dem festzuhalten, was ja angeblich seit Jahrhunderten funktioniert. Eben das, was Armut bringt, Hunger und Krieg. Kapitalismus, vor allem in den Köpfen, muss also bewusst und aktiv überwunden werden. Und das geht nur dann, wenn die Menschen über die Zusammenhänge, zumindest grob über die kapitalistischen Mechanismen bescheid wissen.

Aber selbst wenn man das weiß, bitte, was soll man denn nun tun? Allein mit dem Wissen ist es ja nicht getan.

Vertrauen