Irrtümer

Die Unsicherheit vieler Menschen über das, was auf diese Gesellschaft, und damit auf sie selbst, noch zukommen mag, ist förmlich spürbar. Vielen Menschen in der "westlichen Gesellschaft" wird immer klarer, dass sich ein Umbruch anbahnt. Doch wohin die Reise geht, scheint ihnen ungewiss. Natürlich ruft das Menschen auf den Plan, die versuchen diese Unsicherheit für ihre Ziele auszunutzen und erzählen einigen Unsinn. Viele wollen an der bisherigen, der gewohnten Lebensweise festhalten und glauben, man könnte das herrschende Gesellschaftssystem einfach nur ein bisschen anpassen, es reformieren, und alle Probleme wären gelöst. Andere meinen, man habe bisher nur ein paar Fehler gemacht, die man einfach abstellen müsste, und das Wirtschaftssystem würde wieder funktionieren. Wieder andere geben bestimmten Institutionen, Personen oder Personengruppen die Schuld an der sich zusehends verschlechternden, vor allem wirtschaftlichen, und weil davon abhängig, der sozialen Situation, der jeweils persönlichen, wie der regional- und gesamtgesellschaftlichen. Doch die meisten übersehen die Fehler und Widersprüche im Wirtschaftssystem selbst, in dessen Aufbau, seiner Struktur, in seiner Zielsetzng.

Ein offenkundiger Widerspruch, den jeder sehen könnte, über den aber scheinbar nur die wenigsten nachdenken, ist der Umstand, dass die Menschen als Konsumenten mit immer weniger Geld, mit immer weniger Realeinkommen immer mehr, immer vielfältigere Leistungen zu immer höheren Preisen konsumieren sollen. Immer mehr, immer neue Produkte kommen auf den Markt, die man kaufen soll, doch bleibt einem, bedingt durch (steigende) Steuern und steigende Preise, immer weniger im Geldbeutel übrig. Zudem fehlt den Kunden die Zeit, Geld auszugeben, weil vor allem die Kunden aus dem Massenmarkt mit den Arbeitern ident sind und deren Lebens- wie Wochenarbeitszeit zunehmend verlängert wird. Ein Umstand, der in den Wirtschaftsuniversitäten offenbar nicht gelehrt wird.

Durch die eintretende industrielle Revolution 4.0 werden immer mehr Arbeitskräfte frei. Das bedeutet, dass die Lohnarbeitsplätze immer weniger werden. Nicht in der Geschwindigkeit, wie man das zunächst erwarten würde, weil auch immer wieder neue Lohnarbeitsplätze entstehen. Aber dennoch und stetig nimmt die steigenede Produktivität immer mehr die Möglichkeit, dass Menschen ihre Arbeitskraft verkaufen können.

Die Nationalstaaten haben nicht nur immer höhere Sozialausgaben, weil Arbeitslosigkeit und auch Kurzarbeit immer weiter steigen, auch andere Staatsausgaben sowie die ständig steigenden Preise dafür müssen bezahlt werden (Straßenbau, Schulen, Verwaltung, Rüstung, etc.) Dennoch geben viele Staatsführungen vor sparen zu wollen. Also genau diese Ausgaben senken, um die dadurch steigenden Staatsschulden in den Griff zu bekommen. Im ersten Moment und für einen Normalhaushalt ist das naheliegend. Für einen Staat ergibt sich hier ein Widerspruch. 

Und wie spart ein Staat? Griechenland wurde von der "Troika" zu folgenden Maßnahmen gezwungen:

  1. massive Anhebung der Mehrwertsteuer
  2. Privatisierung von Staatsbetrieben in großem Umfang
  3. Reduktion der Verwaltung

Die Folgen:
Punkt 1 erhöht die Lebenshaltungskosten der Menschen, so dass weniger Geld für Ausgaben bleibt, die nicht direkt zur Lebenserhaltung zählen. Spätestens seit Cronona wissen wir, dass gerade diese Ausgaben für eine monetärbasierte Wirtschaft unentbehrlich sind.
Punkt 2 richtet die ehemals staatlichen Betriebe nach wirtschaftlichen, marktgerechten Gesichtspunkten aus, was meist Entlassungen zur Folge hat. Immer noch sind Personalkosten der größte Posten in der Bilanz.
Punkt 3 bedeutet weitere Entlassungen oder zumindest keine Neueinstellungen.

Die Punkte vergrößern also das Menge an Arbeitslosen, welche den Staat wiederum angeblich nicht vorhandenes Geld kosten. Diese Sozialleistungen für Arbeitslose werden  auf ein Mindestmaß gekürzt. Es kommt zu weiteren Einschränkungen von Hilfen, wie zum Beispiel im Gesundheitswesen. Notwendige Behandlungen an Menschen werden nicht mehr durchgeführt, Medikamente, wenn überhaupt verschrieben, aus Geldmangel nicht mehr gekauft, was den allgemeinen Gesundheitszustand sinken lässt und damit auch die Arbeitsfähigkeit der niedrigen Lohngruppen. Somit werden die Einkommen insgesamt, sei es durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder beides, drastisch reduziert.

Leere Töpfe

Geld, dass den Menschen 'entzogen' wird, können sie nicht ausgeben. Damit wird weniger gekauft, was die Konjunktur und das Wachstum bremst. Das wiederum führt zu weiterer staatlicher Verschuldung, weil Steuereinnahmen fehlen. Zudem halten sich Unterhemen mit Investitionen zurück, genauso wie mit Einstellungen. Im Gegenteil: Reduziert sich der Verkauf von Produkten und Dienstleistungen, sind Entlassungen vorhersehbar. Wird ein Standort unrentabel, droht auch der Wegzug von Arbeitgebern. Hat der Unternehmer die Möglichkeit zum Standortwechsel nicht, ist Insolvenz die Folge. Wie auch immer gehen weiter massiv Arbeitsplätze und damit lebensnotwendige Einkommen für die Meschen verloren. Hier wird deutlich, welche existenzielle Abhängigkeiten und Bedrohungen durch Lohnarbeit entstehen.

Das Beispiel von Roosevelts "New Deal" zeigt, wie sehr die genannten Faktoren auch in umgekehrter Richtung zusammenhängen. Durch seine Maßnahmen wurde Geld von der "Oberschicht" in die "Unterschicht" umverteilt. Daraus entwickelte sich ein enormes Wirtschaftswachstum, natürlich zu Lasten der Natur. Aber die US-Wirtschaft wuchs rasant. Die Maßnahmen katapultierten das Land an die Weltspitze der Wirtschaft.

Das Problem dabei: Würde die Wirtschaft diesem Beispiel wieder folgen, käme es durchaus zu einem Wirtschaftsaufschwung. Um die Schulden zu bezahlen müsste jedoch mehr Geld generiert werden, die sprichwörtiliche "Druckerpresse" angeworfen werden. (Allerdingsweniger reale Geldscheine und Münzen, da es sich bei dem zu "druckenden" Geld hauptsächlich um Buchgeld handelt, also sogenanntes "fiktives Kapital". Dennoch befindet sich rechnerisch mehr Geld im System, ohne dass die Produktion merklich zugenommen hat.) Das bedeutet Inflation, und zwar massiv. Neue Spekulationsblasen entstehen, die immer wieder platzen, was Pleiten zur Folge hat. Dieser Weg häuft somit die im Kapitalismus innewohnenden Krisen. Die Krisen werden, wie in letzter Zeit zu beobachten, in immer kürzeren Abständen immer heftiger, bis zum Kollaps.
Beim ersten wie beim zweiten Weg ist das Ergebnis das selbe: Zusammenbruch des Systems.

Wir haben letztlich keine andere Wahl, als radikal neue Wege zu gehen. Wohin das mit Geld und Handel führt, sehen wir gerade. Und die Gefahr, dass dieser Lebensraum, der Erde heißt, dabei zerstört wird, ist größer denn je. Der Kapitalsimus hat viel mehr Fortschritt verhindert als er gefördert hat. Dennoch sind wir heute an einem Punkt von Überfluss und ausreichender technischer Reife, so dass wir das Vorhandene nutzen können, um eine andere Gesellschaft zu verwirklichen. Dazu müssen wir uns aber von Geld und Handel trennen.