Tauschhandel - Ware gegen Ware

Im Tauschhandel ist es nun so, dass ein Kunde (Nachfrager) eine Leistung (ein Gut, eine Fähigkeit zu einer Dienstleistung) als Tauschmittel besitzen muss, die er gegen eine andere Leistung eintauschen kann. Dazu muss von einem anderen Anbieter irgendeiner Leistung ein Interesse an der Leistung des Kunden bestehen. Es wird deutlich, dass beim Tauschhandel jeder Beteiligte Händler (Anbieter) und Kunde zugleich ist. Sind die Leistungen nicht zum Wiederverkauf, also zum weiteren Tausch gedacht, so sind beide auch Nutzer der eingetauschten Leistung. Von dieser Situation wollen in unserem Beispiel ausgehen. 

Nehmen wir an, Anna hat eine Leistung, an der Bruno interessiert ist. Bruno bietet seine Gegenleistung Anna an. Sie werden sich einig und tauschen. Das bedeutet (kompliziert ausgedrückt), dass Anna die Gegenleistung von Bruno ihrer eigenen Leistung als Wert betrachtet, genauso wie Bruno umgekehrt (Vgl. Marx, Das Kapital I, Kap. 2, 3 - www.mlwerke.de/me/me23/me23_000.htm).
Sie haben also die Leistungen bewertet und mit der eigenen in Relation gesetzt. Ob der Wert dabei zahlenmäßig bewertet wurde, vielleicht in Arbeitsstunden oder Getreidescheffeln, kann nicht gesagt werden. Vielleicht war die Bewertung auch rein subjektiv.

Vor dem Tausch besitzt Anna die Leistung A und Bruno die Leistung B. Nach dem Tasuch, logischerweise, besitzt Anna die Leistung B und Bruno die Leistung A.

Nun haben die meisten Leistungen die Eigenschaft, sich durch das Benutzen aufzubrauchen bzw. abzunutzen. Lebensmittel werden gegessen, Kleidung wird aufgetragen, Wohnungen und Häuser müssen instand gehalten werden, Ackerboden laugt aus, Werkzeuge nutzen sich ab, selbst so manches Wissen kann veralten oder überflüssig werden. Bei so manchem Wissen wären wir heute froh, es hätte jemand notiert und dauerhaft gespeichert. So unterliegt annähernd alles einem Verschleiß. Die Natur hat zu ihrem Erhalt unendlich viele Kreisläufe geschaffen, die wir verstehen sollten und nicht zerstören.

Solche Kreisläufe gibt es beim Menschen nur selten. Er nennt sowas Recycling und stellt es als etwas besonderes heraus. Ist der Nutzen einer Leistung nicht mehr gegeben landet die Leistung, soweit sie Gegenstand ist, meist auf dem Müll, muss deponiert oder verbrannt werden und richtet Schaden an.
Besteht erneuter Bedarf, so muss beim Tauschhandel erneut eine (ausreichende) (Gegen)Leistung angeboten und angeboten werden können, um die zuvor genutzte Leistung erneut erhalten zu können, soweit sie überhaupt noch vorhanden ist. Bruno muss also erst wieder etwas besitzen, um von Anna wieder etwas zu bekommen. Besitzt keiner mehr etwas, das dem anderen die eigene Leistung Wert erscheint, kommt kein Handel zustande. Besitzt Bruno keine Leistung mehr, die er anbieten könnte, kann es keinen 'Tausch' mehr geben, da er keine Gegenleistung mehr anbieten kann. Bruno ist damit verarmt. Möglicherweise besitzt er nur noch seine Arbeitskraft, die er anbieten könnte.

Doch auch Anna kann beim Tauschhandel verarmen, wenn sie niemanden findet, der ihre Leistungen tauschen will und/oder kann. 

Anmerkung:

Der Mythos von der Zeit des direkten Tauschhandels: ein Märchen. Es gab sie nie!

guthabenkrise.wordpress.com/2012/05/31/graeber-das-marchen-vom-tauschhandeln-tv/