Versorgung

Selbstverständlich stellt sich die Frage, wie versorgt man sich, wie kommt man an Lebensmittel, Wohnung, Kleidung und das alles? Da es kein Geld mehr gibt, kann man ja nicht mehr einfach in den Supermarkt gehen und kaufen.

Stimmt. Soll man auch nicht. Ist auch nicht notwendig. Die Versorgung ist noch einfacher als in der aktuellen Gesellschaft. Statt Supermärkte gibt es Versorgungslager, die für alle Tag und Nacht zugänglich sind. Dorthin werden die Produkte aus den Werkstätten, Fabriken, Feldern gebracht und werden dort sachgerecht gelagert. Menschen, die sich die Verwaltung dieser Lager zur Aufgabe gemacht haben, sorgen dafür.

Von dort können sich die Menschen nehmen, was sie brauchen. Vielleicht werden, optional alternativ, auch Roboter über das 'Internet' bestellte Güter dort abholen und zu den Wohnungen, Wohneinheiten bringen. Dorthin können aber auch nicht mehr benötigte, aber noch gebrauchsfähige Güter gebracht werden. Eine Bohrmaschine, z. B., wird nach einmaligem Gebrauch nicht unbrauchbar. Der Bohrer nutzt sich ab und muss von Zeit zu Zeit ersetzt werden. Das Metall des Bohrers allerdings ist kein Müll, sondern Rohstoff. Dieses kann eingeschmolzen und wieder neu verwendet werden. 

In der heutigen Gesellschaft sollen die Gebrauchsgüter möglichst schnell nutzlos werden, damit möglichst schnell wieder nachgekauft wird. Nicht der Nutzen zählt, sondern der Umsatz. Daher müssen auch Dinge, die man nur einmal im Leben braucht, gekauft werden (wenn man niemanden kennt, von dem man benötigtes leihen kann).
So werden die Dinge auch produziert: nicht um möglchst lange zu halten, sondern um möglichst schnell neuen Umsatz zu generieren. Die Naivität der Kunden, welche der Handel ausnutzt, setzt dem allerdings Grenzen. Viele Menschen gehen immer noch davon aus, dass der Nutzen des Kunden bei den Händlern im Vordergrund stehen muss. Dieser Glaube ist eine Irrtum, der aufrecht erhalten werden soll. Denn genau an diesem Irrtum wird verdient. 

Über den Verbrauch, den die Lager ermitteln, wird der Bedarf festgestellt. Bestellungen und Entnahmen werden erfasst, eventuell Umlagerungen vorgenommen. 

Heute sind Umlagerungen, wenn überhaupt, nur innerhalb von Handelsketten möglich. Schließlich müssen Transportkosten berücksichtigt werden. Einfache Umlagerungen zwischen völlig verschiedenen Händlern sind ein Unding, denn es geht hier um Waren, ihren Wert und die möglichen Gewinne. Sie ist unmöglich oder nur mit erhöhten Kosten verbunden, weil ja jeder verdienen will. Alles nicht mehr existent in einer Gesellschaft ohne Handel. 

Reichen die Bestände nicht mehr aus, wird die Produktion informiert. Damit schließt sich der Kreis, die Menschen können sich einander versorgen. Produziert wird aber nur noch, wenn Bedarf besteht. Vielleicht besteht dieser aber ständig, weil immer irgendwo was gebraucht wird. Allerdings wird auch nicht mehr für einen potenziellen Markt produziert, was den Ressourcen- und Produktionsbedarf drastisch reduziert. Vieles kann auch überhaupt auf Bestellung produziert werden. Individualfahrzeuge, falls diese überhaupt noch in solchen Massen erforderlich sind. Andererseits werden die Güter, z. B. Fahrzeuge, ganz anders Produziert. Da spielt eben die Wiederverwendung (Recycling) der Bauteile, der verwendeten Stoffe eine Rolle. Wahrscheinlich wird mehr auf haltbarkeit, möglichst lange Nutzbarkeit produziert als, wie im Moment, auf möglichst schnellen Verbrauch.

Warum Versorgungslager?

Bei vielen Versuchen der Vergangenheit und der Gegenwart wurde bzw. wird versucht, die Leistung, meist Nahrungsmittel, möglichst direkt an die Verbraucher weiterzugeben. Mit Vorbestellungen soll der Bedarf festgestellt werden. Sicher verbessert das die Kommunikation zwischen Verbraucher und Erzeuger, allerdings ist diese Art der Distribution recht unflexibel und kann nicht gut auf unvorhergesehenes reagieren. Es kann zu Engpässen sogar zum Ausfall bestimmter Leistungen führen. Durch den Aufwand diese Dinge schnell zu komplensieren, kann die Energieeffizienz schnell flöten gehen, weil vielleicht ein dringender Bedarf gedeckt werden muss. Eine schlechte Ernte, eine defekte Maschine können solche unvorhergesehene Ereignisse sein. Lager haben unter anderem die Aufgabe, eben solche Ereignisse abzufangen und auszugleichen. Das ist für die Lagerhaltung nichts neues, denn bereits heute ist das eine von vielen ganz normalen Aufgaben eines Lagers.

Die Vielfalt benötigter Leistungen wird es evtl. notwendig machen, Versorgungslager mit verschiedenen Schwerpunkten einzurichten, wie zum Beispiel solche für Möbel, für Kleidung, Nahrungsmittel, Kommunikation, für Individualfahrzeuge, etc., wobei hier bereits wiederum die aktuelle Gesellschaft in die Gedankengänge hinein spielt (auch in meine). In wie weit individuelle Transportmöglichkeiten für Personen und Güter künftig eine Rolle spielen und wie diese dann aussehen und funktionieren, steht noch gar nicht fest. Das wird sich zeigen.

Auch die neue IT-Technologie reift gerade heran. Computer, wie wir sie heute kennen, wird es vermutlich nicht mehr geben. Zur Zeit arbeitet die Forschung an Computern, die mittels Licht und/oder Quanten ('Teilchen', aus denen die Elementarteilchen von Atomen bestehen, also Protonen, Elektronen, etc.) die Arbeit verrichten. Völlig neue Techniken also. Wie die Zukunft technisch und damit auch gesellschaftlich aussehen wird, ist sehr schwer zu konkretisieren. Sicher ist: nichts bleibt wie es ist.

Was ist, wenn sich jemand mehr nimmt, als er braucht? Wenn sich jemand an einer Sache "bereichert" ?

Die Gegenfrage lautet: wozu?

In einer handelsfreien Gesellschaft sind die Leistungen für jeden frei zugänglich, der sie benötigt. Ein "Hamstern", eine Bevorratung zur Überbrückung eines Mangels ist unnötig. Die Lagerverwaltung sorgt für einen permanenten Mindestbestand.
Selbstverständlich, wie heute auch, werden kleinste Vorräte an Leistungen in den Wohnungen gehalten. Kaum jemand dürfte, selbst ohne Mangel, jeden Tag im Supermarkt sein Brot, seine Milch, seine Getränke, etc. einzeln, nur bei akutem Bedarf einkaufen. Meist wird ein kleiner Vorrat für einige Tage angelegt. Das entspricht mE. auch einem sinnvollen Verhalten. In sehr einsamen Gegenden legen sich die Menschen auch Vorratslager für einige Monate an, wenn es die Lebensumstände erfordern. Selten wird man aber in einer Stadt Menschen antreffen, welche ohne Notwendigkeit sich für ein halbes oder ganzes Jahr mit Vorräten eindecken, von Katastrophenbunkern abgesehen. Ein solches Verhalten würde schon nach derzeitiger gesellschaftlicher Norm, als sehr fragwürdig angesehen. Verschärfen sich jedoch die Auswirkungen des Kapitalismus extrem, kann sich das jedoch recht schnell ändern. Nachtrag: Der März 2020 hat diese Aussagen bestätigt.

Wer heute weit mehr nimmt, als er selbst brauchen kann, will höchstwahrscheinlich damit Handel treiben. Was würden einem Menschen sonst 100 Autos nutzen oder 25 Mikrowellen? So etwas kann meistens nur der finanziellen Bereicherung dienen. Unsinnig in einer Welt, in der es weder Geld noch Handel gibt.
Die Produkte sind jederzeit verfügbar. Produziert wird nach Bedarf, gemessen am Verbrauch. Da kein Verkaufsdruck besteht, gibt es auch keinen exorbitanten Überschuss.

Statussymbol?
Wenn es jedoch einen Menschen, in Abwesenheit eines Geldsystems und irgendeiner Art von Handel, nach einem vermehrten Besitz drängt, kann das nur Zielgerichtet und Zweckgebunden sein. Ein Triumphieren über andere ist sinnlos.

Denn: wenn die Güter jederzeit und ohne Einschränkungen verfügbar sind, kann man mit dem Besitz von mehr Gütern keinen höheren Status postulieren. Handys dienen wieder als perfektes Beispiel: als sich noch nicht jeder ein Handy leisten konnte, waren sie Statussymbol ("Ich bin wichtig, gebt mir ein Handy") Später waren sie allgegenwärtig. Auch das Smartphone war nur recht kurz dazu in der Lage.
Wenn kein Gut einen Wert besitzt, und alles frei verfügbar ist, kann auch keines einen Status symbolisieren.

Was passiert, wenn es im Lager nur noch ein Ding gibt, aber zwei Menschen dieses haben wollen?

Das gleiche, was heute im Supermarkt passiert. Auch dort wird der Marktleiter nicht plötzlich eine Auktion eröffnen und es an den Meistbietendeng verkaufen. Man spricht sich ab. Oder man gibt dem ersteren das Vorrecht. Weiter gibt es in einer handelsfreien Gesellschaft die Möglichkeit der unbürokratischen Umlagerung (siehe oben).

Stehe ich mit anderen um eine Leistung oder eine Ressource in Konkurrenz, muss mir heute der Andere egal sein. Diese Egalität gegenüber anderen wird in einer auf Handel basierenden Gesellschaft permanent trainiert und impliziert. Trainiert durch den täglichen Kampf ums Dasein (Schule, Arbeitsplatz, Einkauf, etc), Impliziert durch Propaganda mittels Medien, Wettbewerbe (Betonung des Sports in Kombination von Vereinsmeierei und Nationalismus), vermittelten Lehrstoff, vermittelte Werte, Erziehung, Werbung, uvm.

Und ja, selbstverständlich, unabhängig vom Handel, nützt mir auch die Leistung nichts, die ich benötige und ein anderer besitzt. Das ist richtig. Im Handel aber wird dieser Mangel begrüßt, ja künstlich erzeugt. Eben um Menchen bzw. Bedürftige zueinander in Konkurrenz zu setzen. Damit sollen Preise gehalten oder erhöht werden, damit sie für den Händler  Gewinn abwerfen, also zur Kapitalerhöhung oder/und zur Erhaltung oder Erhöhung des Lebensstandards, seiner Lebensfähigkeit.

In der handelsfreien Gesellschaft aber, ist die Leistung, die ich benötige, sicher noch in einem Lager vorhanden und muss nur umgelagert werden, sonst wäre längst die Produktion angeworfen worden. Wenn in einer auf Handel basierenden Gesellschaft eine Leistung nicht mehr verkauft werden kann, ist sie irgendwann weg. Aus!

Versorgungslager dienen demnach (wie heute) als Puffer zwischen der Produktion und den Nutzern. Sie nehmen somit eine Schlüsselstellung ein.

Was ist, wenn mich jemand bestiehlt, mir etwas wegnimmt?

Da die Versorgungslager jederzeit zugänglich sind, ist das kein Problem. Diebstahl wird heute aus finanziellen Gründen begangen. Meist zum Zweck des Wiederverkaufs, also der Hehlerei oder, nur selten zur eigenen Verwendung. Beides ist in einer Gesellschaft ohne Geld und Handel unsinnig. Es bringt dem "Dieb" keinen Vorteil, außer, dass er sich vielleicht den Weg ins Versorgungslager spart oder die Eingabe in sein Handy und die Wartezeit die es braucht, damit ihm ein Roboter das begehrte Gut vorbei bringt. Das war's. Ein armer Mensch, dem das bereits zu viel ist, finde ich.