Worum geht es eigentlich?

Das große Spiel und seine Regeln

Worum geht es eigentlich bei Politik, Kapitalismus, Handel und dem allem? Das ist unterschwellig die Frage der ich häufig begegne, wenn ich mit Menschen rede, die sich eigentlich wenig für Politik und Wirtschaft interessieren. Sie glauben, das alles sei so kompliziert und da müsse man so unglaublich viel wissen.
Andererseits ist es auch eine Frage, welche ich bei vielen politisch interessierten vermisse, welche sich genau diese Frage nicht immer selbst beantwortet haben.

Nun: erstens ist die Sache gar nicht so schwer und zweitens ist diese Frage elementar.

 

Was ist das Ziel?

Eigentlich wie bei Monopoly: werde der reichste Mensch der Welt.

 

Der Einsatz?

Dein Leben.

 

Was sind die Mittel?

Betreibe Handel und mach soviel Gewinn wie Du kannst, je mehr desto besser.
Das bedeutet, Du machst Angebote die andere (die Nachfrager, die Kunden) nutzen. Nutze die Gewinne, um Dinge anzukaufen, die Du dann wieder mit Gewinn verkaufen kannst.

 
Die Angebote

Um zu einem Handelsgeschäft zu kommen, bei dem Du Gewinn machst, hast Du drei Möglichkeiten:

  1. Du kaufst Produkte günstig ein und verkaufst sie teuer

  2. Du produzierst Produkte günstig, also mit möglichst niedrigen Kosten, und verkaufst sie teuer.

  3. Du kannst auch eine Dienstleistung anbieten. Das ist etwas dazwischen. Ein Dienstleister kauft Produkte (Rohstoffe, Arbeitsmittel und Materialien) ein, um sie im Rahmen ihrer Anwendung wieder zu verkaufen oder zu vermieten. Ein Taxiunternehmer braucht ein Taxi, um seine Dienstleistung verkaufen zu können. Ein Friseur braucht einen Raum,  Shampoo, Festiger, Scheren, Kämme, Lockenwickler, etc. Ein Masseur braucht ebenfalls Räume, Liegen, Handtücher und alle brauchen zusätzlich noch ihr, vielleicht durch Ausbildung, erlangtes Wissen und/oder Fähigkeiten, Arbeitskraft und Arbeitszeit.

Zusammenfassend kannst Du auch sagen, dass Du den Aufwand klein halten musst und den Ertrag möglichst groß. Sobald Du verkaufst, trittst Du als Händler bzw. als Verkäufer auf, egal ob Du selber Produzierst, produziertes Einkaufst oder Dienste leistest, die Du ja auch verkaufen musst.

Achte im zweiten Fall auf einen günstigen Produktionsstandort im Hinblick auf Kosten (Steuern, Grundgebühren, Standortkosten, Transportkosten, Infrastruktur, …, möglichst billiges Personal) und Kunden. Ausbildungen finanzieren? Für sich oder Mitarbeiter? Nur wenn sie eher früher als später Gewinn bringen.

 
Bezüglich Produkt

Da gibt es drei Möglichkeiten, die sich keinesfalls gegenseitig ausschließen:

Du kannst ein Produkt nehmen, für das schon bzw. immer Bedarf besteht (Lebensmittel, Körperpflege, Immobilien, Arbeitskraft, …)
Du kannst ein Produkt nehmen, für das Du erst den Bedarf erzeugen musst (besonderes Handy, besonderes Auto, besonderes Computerspiel, Anderes Produkt, bei dem Du den Menschen glaubwürdig einreden musst, dass sie es brauchen, …)

Du kannst ein Produkt nehmen, von dem nur vage ahnst, dass es dafür einen Markt gibt, auch wenn du von speziell diesem Markt keine Ahnung hast (neulich in der Textil-Branche gesehen). Es ist ein "Schuss ins Blaue". Das Produkt ist im Einkauf derart billig, dass du die "Gewinnschwelle", den "Bereak-Even-Point" mit möglichst wenigen Verkäufen erreichst. Eine "Wegwerf-Ware" sozusagen. Der Rest ist "geschenkt". Umweltfaktoren oder Produktionsbedingungen (Arbeitsbedingungen) sind scheiß egal. Hauptsache billig und so gut wie nötig verarbeitet. Letztlich zählt nur der Gewinn.
Du schmeißt dieses Produkt, vielleicht in ein, zwei Varianten (je nach Produkt) auf den Markt. Was verkauft wird, wird verkauft, der Rest ist Müll. Du sparst dir den Aufwand für die Marktforschung. Frei nach dem Motto: 'die Leute kaufen jeden Schrott', oder 'irgendwer wird das schon kaufen'. 

Deutlich anzumerken ist noch: Auch Arbeitskraft ist eine Ware. Egal ob Arbeitskraft wiederverkauft wird (Zeitarbeit) oder nur die eigene Arbeitskraft angeboten wird, es ist Ware. Und jeder der Arbeitskraft anbietet, auch der kleinste Arbeiter, ist eigentlich Unternehmer.

Die meisten Menschen der Industriegesellschaften verkaufen ihre eigene Arbeitkraft an Unternehmen. Arbeitskraft kann man auseinanderdividieren in tatsächliche Muskelkraft und die Lebenszeit, die man an ein Unternehmen verkauft. In einigen Nationen wird zwischen Arbeitern (muskelkraftbetonte tätigkeiten) und Angestellten (geisteskraftbetonte Arbeiten) unterschieden. Das hat meist tarifvertragliche Gründe, weil der körperliche Verschleiß höher bewertet wird als der geistige. Beide verkaufen jedoch Arbeitskraft. Aus sozialistischer Sicht sind beide Gruppen einfach Arbeiter. Zurück zum Thema:

 

Bezüglich Kunden

Kunden sind Menschen, die bereit und fähig sind, den geforderten Preis für Deine Leistung, Dein Produkt zu zahlen.
Menschen, die Dein Produkt brauchen, bereit wären zu zahlen, aber kein Geld haben sind uninteressant. Vergiss sie !!!
Menschen die zwar das nötige Geld haben, aber nicht bereit sind zu zahlen: versuch mit ihnen zu verhandeln. Schau, ab welchem Preis sie Deine Leistungen kaufen. Du kannst dabei für eine kurze Zeit billiger verkaufen als Du eingekauft oder produziert hast, aber nur, um andere Konkurrenten auszustechen oder Kunden zu locken – soweit es Deine bisherigen Erträge zulassen und falls der Kunde auf irgend eine Art und Weise wichtig ist (Großkunde, Prestigekunde, …). Aber das sind nur absolute Ausnahmen.

Aber halte dich nicht auf: sollten die Kunden nicht wichtig sein und sie auch mit etwas Nachdruck (nach ein oder zwei Nachbeserungen (zwei schon fast zu viel)) Dein Angebot ablehnen: Vergiss sie, geh zum nächsten. (Sieh Dir Momo an und halte Dich an die Zeitdiebe)

Um zu Kunden zu kommen hast Du zwei Möglichkeiten, die sich auch nicht ausschließen:

  1. Du hast ein Produkt und suchst die Kunden dafür.
  2. Du hast Kunden und suchst für diese (ein) Produkt(e)

Im ersten Fall brauchst Du Werbung, um Dein Produkt bekannt zu machen. Die richtige Strategie, um die richtigen Menschen anzusprechen, Dein Produkt richtig zu platzieren, den Sinn und Zweck dafür richtig zu vermitteln. Das ist ein Bereich von Marketing – beschäftige Dich damit, mit Marketing überhaupt.

Im zweiten Fall brauchst Du Marktforschung (das ist ein anderer Bereich von Marketing), um herauszufinden, welche Produkte Deine Kunden kaufen (würden, wenn es sie denn gäbe). Dafür musst alles über Deine potenziellen Kunden wissen. Du musst ihren ganzen Lebenswandel durchleuchten und suche nach einer Möglichkeit, ihnen eine Leistung anzubieten, für die sie bereit sind zu zahlen.
Für Marktforschung brauchst Du nicht unbedingt ein entsprechendes Unternehmen zu engagieren, Du kannst eigene Nachforschungen anstellen: generell den Markt beobachten (Nachrichten, Internet), Bekannte fragen, was sie sich vorstellen könnten, Verkaufszahlen der letzten Jahre, … Einfach Augen und Ohren aufmachen.
Für einen kleinen überschaubaren Kundenkreis (vielleicht zu Beginn), einfach mit den Leuten reden, Samall-Talk. Wichtig könnten sein Urlaubswünsche, Kinderzahl, Haustiere, Angestellte, … Aus allem lassen sich Bedürfnisse ablesen und ggf. Geschäfte entwickeln.

 

Leistung

Leistung ist alles, jeder Handgriff, jede Auskunft, auch nur das “Guten Morgen” beim betreten Deines Arbeitsplatzes ist eine Leistung. Verlange für jede Leistung eine Gegenleistung. Von jedem, ausnahmslos: Freunde, Bekannte, Verwandte, Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Liebhaber, Lebenspartner … Egal wer. Um Gewinn zu machen, darf Dir nichts mehr heilig sein. Das ist es nichteinmal der Kirche. So wirst Du zwar einige Deiner Freunde los, aber dafür bekommst du andere, die Dir mehr Gewinn bringen.

Wenn Du eine Leistung findest, die noch nicht zum Erzielen von Gewinn verwendet wird (Glückwunsch), ändere das. Überlege oder Frage jemanden, was jemand bereit wäre zu zahlen, wenn Du diese Leistung (selbst oder durch Mitarbeiter) erbringen würdest.
Wenn Du eine Leistung findest, die man aufteilen kann und für jede Einzeln bezahlen lassen, tu es (Beispiel: früher kam der Handwerker, machte seine Arbeit und fuhr wieder ab. Dafür wurde ein Preis verrechnet. Irgendwann kam jemand auf die Idee, die Anfahrt extra zu verrechnen. Seit dem muss man auch dann zahlen, wenn der Handwerker sagt, er kann nichts machen.)
Achte drauf, dass an Dir keine Kosten hängen bleiben (Beispiel: viele Menschen glauben, sie müssten für die Tasche, das Sackerl, am Gemüsestand nichts zahlen. Irrtum: Der Händler verlangt einfach 5 cent mehr für die Ware. Ist es scheinbar umsonst, ist es schon im Preis eingerechnet. Der Kunde zahlt die Tüte in jedem Fall, entweder extra oder im Preis. Wie sollte der Händler sonst dieses Hilfsmittel zahlen, wenn der Stand seine einzige Einnahmequelle ist? Er muss natürlich diese Kosten auf den Kunden umlegen.)

Achte auf Dein Image, also das Bild, das Du nach außen abgibst. Dieses Image ist absolut wichtig und sehr wertvoll. Es sollte möglichst nicht Geldgierig sein, nicht egoistisch. Hin und wieder irgendwo ein paar medienwirksame Spenden, eine kleine Hilfe, eine Aufmerksamkeit (tue gutes und sprich darüber) tun da sicher Wunder.  Sicher ist das Lüge, Heuchelei, aber sie bringt Gewinn. Einem geldgierigen Menschen vertraut man weniger als einem hilfsbereiten freundlichen Menschen. Mit letzterem macht man wesentlich lieber Geschäfte. Somit kann ein Gefallen, den man jemandem tut, auch erst später den Gewinn bringen – auch gut, aber nicht vergessen.

 

Jetzt geht’s erst richtig los

Wenn Du irgendwann genügend Geld zusammen hast und Deine regelmäßigen Einkünfte ausreichen, lass jemanden, oder besser: viele andere Deine Arbeit machen und bezahle sie dafür, kaufe Arbeitskraft, damit multiplizierst Du sie und auch entsprechend den Ertrag. Erst hier beginnt für die meisten der Kapitalismus. Eigentlich unnötig zu sagen, dass Du die Löhne möglichst niedrig und auch die sonstigen Annehmlichkeiten möglichst gering halten musst. Eventuell musst Du einen Konkurrenten unterbieten oder den Preis niedrig halten, um genügend Umsatz zu machen, um die Kosten decken zu können. Am Besten aber um mehr Gewinn zu machen. Natürlich sollen sich aber Deine Mitarbeiter bei Dir auch wohl fühlen, aber nicht zu wohl. Und kein Arbeiter oder Angestellter kann arbeiten ohne funktionierende Arbeitsmittel.

Um die Löhne niedrig und die Kosten für das Arbeitsumfeld gering zu halten und permanent Ausreden zu haben, bedienst Du Dich solcher Mittel wie Fordismus, Taylorismus, Sexismus, Rassismus, Faschismus und so weiter, immer in der richtigen Dosis, damit man Dir daraus keinen Strick drehen kann.
Vermeide, dass sie sich zusammen tun und sich gegen Dich verbünden (Gewerkschaften, Streiks, Arbeitskämpfe). Wenn es sich nicht vermeiden lässt, versuche durch “richtige” Information und Taktik mit “Zugeständnissen” an einzelne oder eben alle Mitarbeiter, diese gegeneinander aufzubringen oder die Führer der Arbeiter in deinem Sinne arbeiten zu lassen. Bedenke, dass Du zu diesem Zeitpunkt bereits auch von Deinen Arbeitern abhängig bist. Wenn sie nicht arbeiten kommt es zu massiven Verlusten. Oder willst Du etwa auf das Niveau zurück, wo Du alles selber machen musst? Dann geht Dir aber viel Gewinn flöten und Du wirst das Ziel nicht erreichen.

Während die anderen für Dich arbeiten und Deinen Gewinn vermehren bist Du aber nicht arbeitslos. Erstens musst Du zusehen, dass diese richtig arbeiten, zum zweiten suchst Du nach neuen Kunden oder nach neuen Einnahmequellen, neuen Märkten, neuen Produkten, die man anbieten kann, nach weiteren Möglichkeiten Gewinn zu machen. Einen Teil der Gewinne immer reinvestieren (neue Maschinen oder Anlagen). Vielleicht kannst Du ja auch einiges so automatisieren, dass Du Mitarbeiter und somit Lohnkosten einsparen kannst. Oder einiges gewinnbringend anlegen.

Wenn Du Bedingungen hast, bei denen es egal ist, unter welchen Umständen Deine Mitarbeiter arbeiten, lass es Dir auch egal sein. Drück die Löhne, verlängere die Arbeitszeiten, verkürze die Pausen, hol aus den ‘Mitarbeitern’ raus was geht. Wenn die Menschen dankbar sein müssen, dass sie überhaupt Arbeit haben, hast Du freie Hand. Der Staat ist nicht dein Feind. Die meisten Staaten schaffen Arbeitsbedingungen, unter denen Du den oben genannten recht nahe kommst.

 

Gewinn zu machen ist ab sofort der einzige Inhalt Deines Lebens, Deine Sucht, Deine Leidenschaft, Dein Sex.

Es ist unerheblich womit Du Gewinn machst, wichtig ist, dass Du ihn machst. Allerdings kann Dich zu viel Gier blind vor Gefahren, gegenüber Fehlern machen. Hüte Dich davor. Du solltest immer einen kühlen klaren Verstand behalten und Dich nicht von Deinen Emotionen überrollen lassen. Wenn das passiert, verschaffe Dir Zeit zum Überlegen bevor Du das Geschäft abschließt, um wieder klar zu werden, um für einen Moment Abstand zu gewinnen.

Wenn das alles gar nicht so schwer ist, wozu braucht man dann noch ein Studium?

Jeder Autofreak kann einiges an seiner Kiste rumschrauben, um sie schneller zu machen, was manchmal auch auf Kosten der Sicherheit geht. Will man aber statt einfach nur einige Sachen ausprobieren strukturiert und mit Überlegung an das Auto dran, braucht es fundiertes Hintergrundwissen.
Einigen reicht es aus, das Prinzip zu verstehen, um Erfolg zu haben und dem ganz oben genannten Ziel recht nahe zu kommen. In einem Studium geht es noch viel mehr um Details, Einzelheiten, mögliche Schwierigkeiten, … . Letztlich geht es aber immer nur darum, Handel zu treiben,  zu verkaufen und Gewinn zu machen, Geldvermögen anzuhäufen. Warum erkläre ich in einem anderen Artikel.

In neuerer Zeit werden auch Studiengänge zunehmend Marktkonform ausgerichtet. Das bedeutet, dass das vermittelte Wissen auf das Notwendigste reduziert wird, weniger Zeit für's Studium bleibt. Immer wichtiger wird, das Studium abgeschlossen zu haben. Ob man was damit anfangen kann ist unerheblich. (Der erste Vergleich, der mir dabei einfällt ist: Man stellt einem 10jährigen Kind eine voll ausgebaute Karrosserie eines Autos hin, ohne Motor, ohne Antrieb. Nur die Pedale sind vorhanden und man kann reinsitzen. Mehr nicht. Damit soll das Kind fahren lernen. )

 

“Was passiert, wenn ich verliere?”

Das kostet Deine Lebensfähigkeit. Wenn es schlimm kommt, wirst Du zum Sozialfall. Wenn es ganz schlimm kommt nicht einmal mehr das. Ohne Geld in einer Gesellschaft, in der nicht nur jede Leistung kaufbar ist, sondern jede Leistung nur noch kaufbar, sieht es dann echt schlecht für Dich aus. Auch der Erfolg ist nicht garantiert. Wenn Du Fehler machst, fällst Du zurück.  Wenn Du grobe Fehler machst, fliegst Du raus.

Also sei umsichtig und bleib dran, die Konkurrenz ist riesengroß.

Du meinst, dass das alles arg und übertrieben ist? Dann lies die (Wirtschafts)Nachrichten. Recherchiere, unter welchen Bedingungen die Menschen hier, in Asien, in Afrika,  Südamerika, in den usa arbeiten. Schau, wie und warum Geld fließt und wohin.