Handel

Warum "Kein Handel" statt einfach "Kein Geld"?

Bargeld

Die Forderung "Kein Geld" kann missverstanden werden. Zunächst in der Beziehung, dass einfach Scheine und Münzen abgeschafft werden. Somit würde nur noch virtuelles Geld, oder für manche auch "Plastikgeld", existieren. Auch Handys werden zunehmend als Zahlungsweg angeboten. Heute wird bereits vieles über die EC- bzw. Bankomat-Karte gezahlt. In den Börsen der Welt werden ja auch nicht tatsächlich Koffer oder Lkw mit Bargeld hin und her geschoben. Es sind lediglich Zahlen, die Werte darstellen. Geldwerte eben oder Geldsummen. Tatsächlich könnte man sich in den meisten Fällen von Bargeld, also Münzen und Scheinen, verabschieden. Doch das ist weder hier noch auf anderen Seiten der Wert-, Geld-, und Handelskritik gemeint.

Tausch

Die Parole "Kein Geld" könnte suggerieren, dass man den Wechsel hin zum Tausch Güter gegen Güter fordert. Geld aber ist bereits die Gegenleistung für das verkaufte Gut Arbeitskraft. Dies wurde mit dem Geld abstrahiert und zum universellen Tauschmittel. Ein Kauf ist nichts anderes als der Tausch von einem konkreten Gut und einem abstrakten Gut. Also ebenfalls Gut gegen Gut. 

Tatsächlich ist es hier die Forderung jede Art von Handel abzuschaffen. Auch der Tauschhandel, also der direkte Tausch von Gütern (Stühle gegen Bananen, Tisch gegen Bettzeug, Haare schneiden gegen Keidung, usw.) ist inbegriffen.

Übrigens: Die oft postulierte Historie stimmt nicht, dass es zunächst nur Tauschhandel gab und dann das Geld, rein zur Erleichterung, eingeführt wurde. Die Geschichte zur Einführung des Geldes verlief anders, soll aber hier nicht das Thema sein. Wer das genau wissen möchte, den bitte ich selbst zu recherchieren. Literatur darüber gibt es genügend. Es soll aber deutlich machen, welcher Unsinn selbst von den Universitäten - oder gerade von den Universitäten - über das Geld erzählt wird. Ein Abschied vom Geld wäre also kein "Schritt zurück in die Epoche des Tauschhandels", denn es gab sie nie. 

Dennoch gab es Zeiten, in denen Güter direkt getauscht wurden. Und zwar regelmäßig in Nachkriegszeiten, als sämtliche Güter verknappt waren und die Preise in galaktische Höhen stiegen, das Geld also keinen Wert mehr hatte oder bei einer großen Zahl von Menschen nicht mehr vorhanden war. Da war aber das Geld logischerweise längst bekannt und eingeführt. 

Was bedeutet ‘Handel’?

In den sog. Mainstream-Medien versteht man unter "der Handel" die Gesamtheit aller Einzelhändler, welche direkt an den Endkunden verkaufen. Je nach Kontext können auch Großhändler gemeint sein. 

Auf dieser Seite sind Handelsgeschäfte gemeint. Also schriftliche, mündliche oder konkludente Abmschaungen und Vertragsgeschäfte zum Tausch von Leistungen, also von Gütern aller Art. das sind Dinge, die man anfassen kan (materielle Güter), dinge die man nicht anfassen kann (immaterielle Güter; Rechte)  Ein Handelsgeschäft erschöpft sich nicht darin, dass jemand etwas gibt und dafür etwas bekommt. Das könnte zum Beispiel auch eine gegenseitige Schenkung sein. 

Kritik an Wikipedia

Der Begriff von Handel wird auf Wikipedia (Handel) anders, vermutlich universitär gefasst. Im aktuellen Artikel versteht Wikipedia darunter bereits jeglichen Austausch von Gütern, welche die Seite dann, als Teil der Definition, differenziert. Und es werden auch einige Tätigkeiten der Distribution und Lagerhaltung darunter gefasst. Von Schenkungen wird nicht abgegrenzt, diese nicht mal erwähnt. Die Notwendigkeit der gegenseitigen Bewertung und Aufrechnung wird völlig unterschlagen. Dabei gibt es bereits eine wunderbare Definition im BGB. Nur, wer list das schon? 

Anscheinend geht auch die Wirtschaftshistorie davon aus, dass wenn ein Gut von A in ein weit entferntes B transportiert wurde, das das Resultat eines Handeslgeschäfts mit Leistung und Gegenleistung ist. Ich finde: die frühere Gesellschaften und ältere Wirtschaftssysteme einfach mit den heutigen Verhältnissen gleichzusetzen, ist schon sehr vermessen. 

Im Detail 

Betrachten wir die Dinge genauer. Ohne Handelsgesächafte gibt es keinen Handel. Diese sehen und erleben wir überall, egal ob wir ins Restaurant gehen und uns etwas zu Essen bestellen oder ob wir im Supermarkt Toilettenpapier kaufen. Dass hier Handel bzw. Handelsgeschäfte stattfinden wird kaum jemand bestreiten. 

Wir geben was und wir bekommen was. Wir geben Geld und bekommen etwas dafür. Diesen Vorgang nennt man kaufen. Ohne Ware gibt es nichts zum Kaufen. Wo ein Händler verkaufen kann, entsteht ein Absatzmarkt. Wo er seine Ware einkauft entsteht ein Beschaffungsmarkt. Ohne Handelsgeschäfte, Vertragsgeschäfte, also ohne Kauf und Verkauf, also ohne Handel, gäbe es diese Märkte nicht. Und so sind sie bereits ein Teil des Handels, mit Vertragsgeschäften (schriftliche, mündliche oder konkludente Verträge).

Was aber geschieht, wenn wir kaufen? Die eine Seite gibt Geld, die andere eine Ware, ein Produkt. Es wird also getauscht. In diesem, allgemein üblichen Fall wird Geld gegen Ware getauscht. Beim Friseur erhalten wir für unser Geld keine Ware, kein „Produkt“ im eigentlichen Sinne. Die Friseurin leistet (an) uns einen Dienst, in dem sie uns die Haare schneidet. Sie erbringt also eine Dienstleistung. Genauso die Ärztin und der Krankenpfleger, die Postbotin, der Masseur, der Taxifahrer, usw. Sie alle leisten an oder für uns einen Dienst, der das eigentliche Produkt, der die Ware darstellt.

Aber auch der Trafikant, der Kiosk-Betreiber, der Verkäufer leistet einen Dienst, wenn er uns bedient. Das Geld, das wir ihm geben, bekommt er aber weniger seine Dienstleistung als mehr für ein Produkt. In jenem Fall wahrscheinlich Zigaretten oder Zeitungen.

Wer einer Lohnarbeit nachgeht verkauft einem Unternehmer seine Arbeitskraft. Dafür erhält er Lohn. Der Arbeitsmarkt ist für dieses Gut der Absatzmarkt für den Arbeiter und der Beschaffungsmarkt für Betriebe.  

Sobald etwas verkauft wird, wird ein Vertrag abgeschlossen, eine Vereinbarung getroffen.