Lokaler Handel

Immer wieder wird argumentiert, um den Wohlstand einer Region zu steigern, muss regional eingekauft werden, um die regionale Wirtschaft zu stärken. Was ist aber, wenn mir als Kunde die lokalen und regionalen Händler kein entsprechendes Angebot machen können? Sei es, dass sie den Preis und/oder die Qualität nicht halten können, die Ware gar nicht haben oder nur mit erheblichem Aufwand besorgen können? Letztlich vielleicht so, dass sie das Angeboht eines überregionalen Händlers wahrnehmen, bei dem ich hätte selbst kaufen können und noch eine Gewinnspanne für sich selbst beim Wiederverkauf draufschlagen. Oder soll ich dann auf den Kauf verzichten?

Was ist das Ziel, der Sinn und der Zweck eines Einkaufs? Es geht beim Einkaufen doch nicht um die Stärkung einer Wirtschaft, sondern um die Selbstversorgung mit erfoderlichen oder gewünschten Gütern. Ist der Vorgang des Einkaufs reiner Selbstzweck oder Mittel, um ein anderes Ziel zu erreichen?

Sagen wir, ich möchte mich mit Lebensmitteln versorgen. Was ist mein Ziel? Den Ortsansässigen Bauern zu erhalten oder mich selbst? Und sollte ich dann, nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten, nicht beim günstigsten Anbieter einkaufen?

Es ist doch völlig egal, ob ich einen internationalen, nationalen, regionalen oder lokalen Händler oder Oligarchen unterstütze, ich habe mit jedem Kauf einen Vermögensverlust in Höhe des Warenpreises. Dem lokalen Oligarchen geht es genauso darum, mir das Geld aus der Tasche zu ziehen, genauso um den eigenen Vorteil, wie dem internationalen Oligarchen. Ich stehe doch mit dem lokalen und regionalen Händler genauso um jeden Cent, Pfennig oder Groschen in Konkurrenz wie mit den überregionalen und internationalen Händlern. Und keiner dieser Menschen wird mir helfen, wenn ich die Ware nicht mehr zahlen kann. Dann wird jeder irgendwann die Lieferung von Waren an mich einstellen.

Das alles gehört zur gepriesenen "freien Marktwirtschaft". Und wenn sich ein Mensch der Herausforderung stellt, am freien Markt bestehen zu wollen, trägt er eben auch das unternehmerische Risiko, nicht genügend Kunden zu bekommen und pleite zu gehen. Das gehört dazu, wie das Sterben zum Leben. Dafür bin ich als Kunde nicht verantwortlich.

Der Markt regelt ...

Und wenn der internationale Händler oder der regionale Händler preislich und qualitativ das bessere Angebot hat als der lokale, werde ich bei diesem kaufen. Wir alle stehen mit allen in vernichtender Konkurrenz, egal wie freundlich man vorher zueinander war. Diese Konkurrenz kann nur durchbrochen werden, wenn die marktwirtschaftlichen Bedingungen, und sei es nur zeitlich/räumlich begrenzt, aufgehoben werden und einer auf seinen Vorteil verzichtet.

Nur weil jemand Unternehmer oder Selbstständiger ist, ist er vor Armut nicht geschützt. Dieses warenbasierte Wirtschaftssystem funktioniert nun mal so, dass sich Geld in immer weniger Händen akkumuliert, wie bereits Marx richtig analysierte. Und wenn sich Geld in wenigen Händen sammelt, muss es wo anders abfließen. Und das kann auch Unternehmer treffen. Anders funktioniert dieses System nicht. Gäbe es bei einem Kauf keinen Vermögensverlust beim Käufer, gäbe es unendlich viel Geld. Und damit wäre es sinnlos.

Das bedeutet, dass es in diesem System Armut geben muss. Armut ist ihm nicht nur innewohnend, es schafft die Armut, die Ungleichheit durch Handel bei jedem getätigten Kauf bzw. Verkauf, die es zu seiner Existenz benötigt. Wer also Armut bekämpft, bekämpft gleichzeitig und in diesem Zuge auch auch Reichtum und umgekehrt. Es kann darin nicht nur Reichtum oder Wohlstand geben. Und wer Reichtum und Armut bekämpft, bekämft Geld als Machtmittel. Und genau dagegen haben die Mächtigen was.

Demnach gilt: wer die Marktwirtschaft erhalten will, egal ob sie nun frei oder sozial, oder sonst wie gestaltet ist oder werden soll, der akzeptiert die Existenz von Armut bis hin zu verhungernden Menschen, akzeptiert Krieg in all seinen Formen. Wer das nicht möchte, muss sich gegen jegliche Form des Tausch- bzw. Warenhandels wenden.

Halbe Sachen gibt es in diesem Bezug nicht, weil jede Form von Tauschhandel sich zur aktuellen oder künftigen Form von Kapitalismus entwickelt, wenn er nicht durch ein Regelwerk im Zaum gehalten wird. Und er ist bestrebt, dieses Regelwerk aufzubrechen. Und jede entfesselte Form von Tauschhandel führt zunächst in Abhängigkeiten, danach, wie man aktuell sieht, immer mehr zu Sklaverei und Diktatur, welche Ausformungen sie auch immer annehmen mögen.

Danach

Auch in einer postmonetären Gesellschaft ist die Einschränkung auf lokale Produkte gefährlich. Überregionale Produkte oder sogar solche aus fernen Ländern sind oft knapp. Ich bin mir sicher, dass diese eine wichtige Rolle bei der Etablierung des Handels und dem Erlangen von Reichtum gespielt haben. Für knappe Güter können hohe "Preise" bzw. entsprechende Gegenleistungen verlangt werden. Daher dürfen Anforderungen für Produkte mit längeren Lieferwegen in den Versorgungslagern nicht verweigert werden.