Überbevölkerung

Ein Gespenst geht um. Und zwar in Form eines Gerüchts über die Überbevölkerung der Erde. Es heißt, 'weil alle Menschen, so leben wollen wie wir, reichen die Ressourcen des Planeten nicht'.

In dieser Behauptung, diesem Standpunkt, steckt derart viel Unsinn, dass es einiges an Text braucht, um diesen aufzudecken. Beginnen 'wir'.

1. Wer ist 'wir'?

Gemeint ist hier die sogenannte westliche Welt. Aber leben in dieser Welt alle Menschen einheitlich? Ganz und gar nicht. Ausgegangen wird bei der oben genannten Behauptung von einem Menschen, der eine Wohnung hat, ein Auto vor der Tür, sämtliche und immer die neuesten und aktuellsten Unterhaltungsmedien in der Wohnung und daher einen imensen Stromverbrauch. Er läuft jedem Trend hinterher und konsumiert unaufhörlich alles, was der Markt ihm hinschmeißt. Lebt so tatsächlich jeder Mensch in der westlichen Welt? Absolut nicht und auf keinen Fall.

1. Fake: nicht alle Menschen in der westlichen Welt haben und wollen ein Auto.

2. Fake: nicht alle Menschen in der westlichen Welt rennen den neuesten Lifestyle-Produkten hinterher. Schon gar nicht kaufen die meisten Menschen, weder hier in Europa noch in den USA immer das neueste Handy, was gerne als Beispiel hergenommen wird. Oder immer die neuesten Computer oder sonstige Unterhaltungselektronik. Das alles sind in diesem Zusammenhang gerne gedroschene Klischees.

2. Alle Menschen wollen so leben wie 'wir'.

Auch diese Behauptung ist falsch. Dazu muss erst mal geklärt werden, wie leben 'wir' denn überhaupt? Wie oben bereits angedeutet, leben die Menschen in Europa und in den USA, sowie in den Ländern jeweils die Menschen höchst unterschiedlich. Insbesondere lebt man hier immer noch stark beeinflusst vom Christentum. In anderen Gegenden, in Afrika, in Asien, leben die Menschen in völlig anderen Kulturen. Es ist anzuzweifeln, dass jene Menschen, zum Beispiel in Indonesien, Indien, China ihre kulturellen Wurzeln aufgeben, um einen, wie auch immer gearteten europäischen oder amerikanischen Lebensstil anzunehmen. 

Ja, ich gebe gerne zu, dass sie von uns, aber auch wir von ihnen, bestimmt einige Annehmlichkeiten zu übernehmen streben. Aber ein völliges Angleichen der Lebensweisen ist ausgeschlossen. Sicher ist aber, dass ärmere Menschen sich doch einen höheren Lebensstandard mit seinen besseren und vielfältigeren Möglichkeiten wünschen. Zum Beispiel Zugang zu sauberem Wasser oder zum Internet. Oder überhaupt Zugang zu Strom. Vieles was für uns selbstverständlich ist, ist in vielen Gegenden noch außergewöhnlich. Und in diesem Bezug mag in der Behauptung eine gewisse Wahrheit stecken. Aber eine völlige Übernahme unserer Lebensweise bleibt weiterhin ausgeschlossen.

Es beißt sich selbst

Richtig ist auch: Die Industrienationen leben sehr ressourcenintensiv. Daran hat aber auch die Industrie und deren Lobbyverbände ihren Anteil. Schon seit langem wäre es z.B. notwendig, völlig neue, effizientere Verkehrskonzepte zu entwickeln. Seit mehr als 100 Jahren basiert der Individualverkehr auf dem gleichen Prinzip. Nur das Design hat sich geändert. Aber immer noch bewegen sich die Menschen, das aber weltweit, mit Verbrennungsmotoren fort und verschwenden dabei ein Erdöldestilat. Es ist keine Frage, dass es andere, umweltfreundlichere und effizientere Arten der Fortbewegung gibt. Aber die Erdöl-Lobby und die Automobilindustrie verhindern einen Umbau. Und das gilt nicht nur für den Verkehr, sondern für unsere gesamte Lebensweise

Das bedeutet, aus Profitgründen werden neue Wege in der Produktion wie in den Prdukten verhindert, welche ein umweltfreundlicheres und ressourcenschonendes Leben ermöglichen würden. Nur qualvoll schleppend greift die Einsicht um sich, dass der Lebensraum Erde auf alle Fälle geschützt werden muss und die gesamte Produktion demnach umgestellt. Aber bei dieser Umstellung wollen die Herrschenden keinesfalls ihre Macht verlieren. Und hier beginnt bereits ein Widerspruch.

Eine Umstellung zu einer Lebensraum erhaltenden Lebensweise (man nennt es heute 'nachhlatig') bedingt eine Änderung des Fokus, weg vom monetären Profit, hin zum Nutzen für die Allgemeinheit. Ein permanentes Wachstum der monetären Vermögen kann damit nicht mehr Ziel jeden Handelns, jedes Tuns sein. Das schächt allerdings massiv die Rolle des Geldes und damit die Macht der Mächtigen.

Das immer noch herrschende System vom permanenten Wachstum bedingt auch permanent steigenden Verbrauch an Ressourcen. Das kann auf einem endlichen Planeten nicht gut gehen. Die Größe der Bevölkerung darauf ist dabei völlig irrelevant. Selbst wenn nur 10.000 Menschen auf der Erde leben würden; wenn permanent immer mehr verbraucht wird, genügen auch die Ressourcen für diese 10.000 Menschen nicht mehr.

Mit einer erhaltenden Art zu leben und zu wirtschaften, kann dieser Planet allen lebenden und auch einer künftig gewachsenen Bevölkerung ausreichend Ressourcen bieten. Aktuell praktizieren die Industrienationen eine "Wegwerf-Gesellschaft". Letztes, deutliches Zeichen dafür war der feste Einbau von Stromquellen und die Verminderung der Reparaturfähigkeit von Geräten zur mobilen Kommunikation. Wegwerfen und neukaufen heißt die Devise nicht nur in diesem Bereich. Das ist auch logisch. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist ein bereits verkauftes Produkt für den Anbieter, den Händler uninteressant. Denn damit kann er keinen Umsatz, keinen Gewinn mehr generieren. Hersteller und Händler müssen also dafür sorgen, dass permanent gekauft wird. Damit ist auch permentente Produktion und permenenter Ressourcenverbrauch erforderlich. Und das muss jedes Jahr gesteigert werden. 

Damit ist, auch ohne große Zahlenspielereien, klar: Dieser Planent hat auf keinen Fall genügend Ressourcen für diese Art des Wirtschaftens. Es gibt aber eindeutige Hinweise, dass dieser Planet genügend Ressourcen für jeden Menschen hätte, würden die Menschen anders wirtschaften. 

Falsche Berechnungen

Das Argument der Überbevölkerung ist also Unfug. Es dient lediglich dazu, den Blick auf die Wahrheit zu verschleiern. Daher muss die Bevölkerung der Erde auch nicht reduziert werden, wie einige wohlhabende Personen behaupten. Ihre Schätzungen beruhen auf der aktuellen eigenen, verschwenderischen Lebensweise. Sie berücksichtigen nicht die Lebensweisen anderer, die Möglichkeit der Umstellung der Produktion und des Wirtschaftens. Und sie gehen von falschen Voraussetzungen über die Bestrebungen der Menschen aus.